Home-Office ist keine Option

Die AWO Thüringen in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie ist auch für die AWO eine große Herausforderung. Die Bewohner von Pflegeheimen dürfen keine Besucher mehr empfangen, Pflegemitarbeiter sind nun mehr denn je als Seelentröster gefordert. Gleichzeitig drohen Mitarbeiter auszufallen, die ihre Kinder nicht mehr betreuen können oder selbst krank werden. Tagespflegeeinrichtungen für ältere Menschen mussten schließen, die häuslichen Pflegedienste ihre Touren dezimieren. In den Kindergärten herrscht Notbetrieb nur Beschäftigte „kritischer Infrastrukturen“. Auch Beratungsstellen, Frühförderstellen, Familienzentren, Begegnungsstätten, Jugendclubs sind dicht.

Rund 5.000 AWO AJS-Beschäftigte stehen vor der Herausforderung, einerseits selbst Mütter und Väter zu sein, andererseits teils lebensnotwendige Berufe direkt am Menschen auszuüben. Das oft zitierte Home-Office ist dabei in den meisten Fällen keine Option. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten dabei täglich Bemerkenswertes!

Hier sammeln wir Geschichten aus der Pflege, den Kindergärten, der Jugendhilfe und mehr, die zeigen, wie hoffnungsvoll, positiv und kreativ der AWO-Alltag in Zeiten von Corona ist - alle Bilder gibt es auch hier im Flickr-Stream. Tagesaktuelle Einblicke gibt es auch auf den AWO-Präsenzen auf Facebook und Instagram. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen da draußen, die so engagiert ihr Bestes geben!

OTZ berichtet über AWO-Helden

Die Ostthüringer Zeitung berichtete am 26. März über AWO-Pflegeheimleiter Michael Weise aus Gera. Er hat ein Notfallteam aufgebaut, das im Quarantäne-Fall komplett in der Einrichtung verbleiben würde. Das nenne wir Einsatz!

Fotoaktion geht durch die Decke

Auf der ganzen Welt senden Teams aus medizinischen und Pflegeeinrichtungen derzeit in Bildform einen Appell an die Bürger: Wir bleiben für euch da - bleibt ihr für uns zu Hause. Auch viele AJS-Einrichtungen beteiligen sich daran und ernten dafür großen Zuspruch, Wertschätzung für ihre Arbeit und ihr Engagement. Jeder, der seine persönlichen Kontakte derzeit auf ein notwendiges Minimum reduziert, kann Leben retten.

Am 21. März wurde über die sozialen Netzwerke eine weitere Aktion ins Leben gerufen: Pflegeheime rufen dazu auf, den Bewohnern Briefe zu schreiben, Bilder zu malen und diese an die Einrichtung zu senden, um der Langeweile vorzubeugen. Auch Jugendhilfeeinrichtungen haben sich dieser Aktion angeschlossen.

Auch ohne Kinder gibt es viel zu tun

Nicht einmal zehn Prozent der Thüringer Kita-Kinder gehen derzeit in den Kindergarten. Was passiert eigentlich derzeit in den Kitas, mit so wenigen Kindern? Die Notbetreuungsgruppen spielen, basteln, lesen, malen, toben und schlafen natürlich, so wie an ganz normalen Kindergartentagen auch. Auf die wenigen Kinder, die gebracht werden, können die Pädagoginnen nun sehr gezielt und intensiv eingehen. Für die Fachkräfte bleibt nun aber Zeit für vieles, was bisher meistens liegen blieb und neben der Kinderbetreuung zweitrangig war.

Erzieherinnen in neuen Rollen

In der AWO Kindertagesstätte "Hanseviertel" in Erfurt haben die Pädagoginnen die sonnigen Märztage genutzt, um den Garten der Einrichtung auf Vordermann zu bringen. "Wir machen das beste aus der Situation und holen uns den Frühling ins Haus", so Leiterin Heike Ringmann.

Auch im Erfurter Ortsteil Ermstedt sind die Erzieherinnen derzeit zusätzlich noch Handwerkerinnen, Raumplanerinnen und Reinigungskräfte. "Wir nutzen die Zeit zum Umräumen, Ausmisten und Sortieren", erzählt Mitarbeiterin Isabell Gerber. "Wir haben den Wintergarten einladender gestaltet und Platz für ein neues Spielpodest geschaffen." Das wird am 19. März nämlich angeliefert und vom Team fachgerecht aufgebaut. Auch für liegengebliebenen Papierkram ist nun mehr Zeit.

Die Corona-Krise - Kindgerecht erklärt

Absolut nachahmenswert ist die Idee, die das Team der AWO Kita "Schlossgespenster" in Unterellen/Gerstungen hatte: Die Erzieherinnen haben ihren Schützlingen einen Brief geschrieben, in dem sie kindgerecht erklären, warum die Kinder erst einmal "Urlaub" haben, was Corona eigentlich ist und was jetzt eigentlich im Kindergarten passiert. Hier ist der Brief zum nachlesen.

Unterstützung für die Jugendhilfe

Ebenfalls eine riesige Herausforderung ist die Pandemie für die stationäre Jugendhilfe. "Die Kinder und Jugendlichen sind nun rund um die Uhr da, weil die Schulen ja geschlossen sind", erklärt Kai Werner, der in Erfurt die AWO Kinder- und Jugendheime "Schillerstraße" und "Ringelberg" leitet. "Wir können diese zusätzlichen Stunden mit unseren Mitarbeitern kaum abdecken." Dabei sind sogar Kolleg*innen aus dem Urlaub zum Dienst gekommen.

Großartigerweise haben sich Erzieherinnen aus Kindergärten und der AWO-Schuleinrichtung "Kleeblatt" bereiterklärt, bei der Lernzeitbetreuung auszuhelfen. Sophia Fink (Kita Mittelhausen), Sandra Wiewald (Kita Egstedt) und Lisa Thon aus dem "Kleeblatt" sind seit dieser Woche in den beiden Heimen tätig. "Das begeistert und motiviert uns alle", freut sich Kai Werner. Und betont: "Ich finde das unheimlich mutig. Einerseits setzen sie sich einem zusätzlichen Ansteckungsrisiko aus, andererseits nehmen sie die Herausforderung eines ganz neuen Arbeitsfeldes an."

Ein riesiges Dankeschön geht auch an Andrea Rudolph, Brigitte Brehm und Kerstin Edelmann aus dem AWO-Kindergarten "Sonnenkäfer" in Mengersgereuth-Hämmern! Die Kolleginnen helfen morgens und abends in den AWO Senioren-WGs im Ort aus. "Sie unterstützen uns bei der Betreuung, lesen zum Beispiel vor und helfen uns damit enorm", so WG-Leiterin Simone Zimmer. Außerdem helfen sie im hauswirtschaftlichen Bereich. Die Erzieherinnen wechseln sich ab und decken morgens und abends je zwei Stunden Betreuungszeit ab.

Nachhilfe im Händewaschen

Richtig Händewaschen will gelernt sein, gerade in der aktuellen Situation. Deswegen gab es für die jungen Bewohner des Kinderheims "Schillerstraße" in dieser Woche einen Kurs in Sachen Händewaschen. Sie haben sich mit der Hauswirtschaftsmitarbeiterin ein Schulungsvideo angeschaut und das Gelernte im Bad gleich in die Praxis umgesetzt. Richtig und Wichtig!

Vom Brief bis zum Videoanruf - die Corona-Krise macht kreativ und digital

Die Pflegeheime der AWO sind offene Häuser: Es gibt keine festen Besuchzeiten, die Bewohner sollen so lange wie möglich Teil der Gemeinschaft bleiben können, Besuch bekommen und selbst Besuche und andere Wege erledigen können. Derzeit ist das freilich anders: Besuche und Ausflüge sind nicht möglich, salopp gesagt kommt keiner rein und keiner raus aus dem Pflegeheim, abgesehen von den Mitarbeiterinnen.

Glücklicherweise gibt es zahlreiche weitere Kommunikationswege, deren Bandbreite nun voll ausgeschöpft wird. Natürlich laufen die Telefone vieler Heimbewohnerinnen nun heiß. Aber auch der klassische Brief erlebt nun eine Renaissance und viele Senioren freuen sich über handgeschriebene Zeilen von den Kindern, Enkeln und Freunden.

Nähe in der Distanz

Als großer Vorteil erweist sich gerade jetzt die Möglichkeit der Videotelefonie: Ein großer Dank geht an die Beschäftigten in den Pflegeheimen, die Videogrußbotschaften der Senioren aufnehmen und an die Angehörigen schicken, die Bewohner bei einem Live-Videoanruf unterstützen und vieles mehr. Die Bewohner des AWO Seniorenwohnparks Schlotheim freuen sich z.B. über regelmäßige Videobotschaften vom örtlichen Pfarrer und kleine Videos von den Kids aus dem Paten-Kindergarten (natürlich zu Hause in Familie aufgenommen).

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